Das BÜRO ADALBERT ist zu Besuch in Düsseldorf

Zurzeit gibt es in Düsseldorf knapp dreißig unterschiedliche Off-Projekte mit künstlerischem Schwerpunkt. Im Schnitt gibt es aus diesem Bereich mindestens eine neue Ausstellungseröffnung oder Veranstaltung pro Woche. Und weil wir immer noch nicht satt sind, kommt Berlin zur Hilfe.

Wenn meine Informationen stimmen, gab es Anfang der 1990er-Jahre ein Künstlerprojekt namens Büro Bert. Es war in Berlin ansässig und hatte sich vorgenommen, in unterschiedlichen Städten der  Republik zu intervenieren, um das politische Potenzial von Kunst im öffentlichen Kontext auszuloten. Das Unternehmen war also nomad – was damals immer noch ganz hip war – und vor allem politisch motiviert – was damals schon ziemlich out gewesen sein dürfte. Als ich neulich hörte, dass zeitgleich zum Rundgang ein ominöses „Büro Adalbert“ aus Berlin sich auf der Graf-Adolf-Straße angekündigt hatte, glaubte ich zunächst an einem Sequel. Weit gefehlt: Außer dem lustigen Büronamen und dem nomadischem Prinzip hat das Büro Adalbert rein gar nichts mit dem älteren Projekt zu tun – und wusste noch nicht mal davon.

Das Büro Adalbert ist eine kleine Gruppe von Künstlern aus der Hauptstadt, die Ausstellungen an fremden Standorten organisiert und den vorgegebenen Leerstand kurzfristig bespielt. Dabei werden für jede neue Ausstellung Künstler eingeladen, die nicht explizit zur Kerngruppe gehören und für Frische und Erneuerung sorgen. Es ist also eine typische selbstorganisierte Initiative, die offensiv in die Öffentlichkeit geht und den Kontakt zu Künstlerkollegen sucht. Liest man die Pressemitteilung der – übrigens professionell und seriös wirkenden – Gruppe durch, stößt man auf Begriffe wie „Förderung des Austauschs“ oder „Erweiterung unseres Netzwerkes“, die die Absichten der forschen Künstler deutlich macht.

Der erste Ausflug des Projektes außerhalb von Berlin führte Dominik Halmer (Büroleiter), sowie drei weitere Künstler, in einen ehemaligen Laden an der Graf-Adolf-Straße. Vier distinkte Positionen, die sich gut im schlauchartigen und diffizilen Raum einfügen und, ohne sich von einander abzuschotten, ihre Integrität bewahren.

Heinz Martin Breuer

Heinz Martin Breuer, ein ehemaliger Meisterschüler von Immendorf, sucht aktuell sein Glück in China. D.h.: Er lebt und arbeitet dort. Merkwürdig, wenn man – natürlich aus europäischer Sicht – die Qualität der chinesischen Malerei betrachtet und die plumpe Fantastik und plakative Figuration, die Jahr für Jahr den europäischen Markt fluten, erleiden muss. Wir wollen lieber nicht wissen, was Breuer dort sucht, aber eine Ahnung hätten wir ja. Seine zusammen gesetzten Motive, die wie zerrissene Zitate erscheinen, suchen unbedingt den größtmöglichen Kontrast. So trifft das Glatte, Figürliche und brav Aufgetragene auf das Wild-gestische, und sein grafischer Stil lässt immer Farbflecken zu, die, trotz aller Liebe zum Motiv und zur Zeichnung, an die Materialität der Malerei erinnern. Die starke schwarzweiße Akzente betonen noch die Fremdheit und Distanz dieser Bilder.

Dominik Halmer

Mit einem ähnlichen Prinzip, jedoch völlig anderen Mitteln präsentiert Dominik Halmer vier Arbeiten auf ungrundierten Leinwänden. Weniger roh und expressiv als der Kollege Breuer, dekliniert Halmer vereinzelte Motive, Gesten und Malspuren durch, die er gekonnt in Szene setzt. Die heterogenen Objekte, die an der Oberfläche seiner Kompositionen schweben, scheinen weniger für ihre genuine Bedeutung oder ihre Symbolkraft gewählt zu sein als für ihre Texturen und Stofflichkeiten. Schattierungen, Abdrücke und abstrakte Passagen artikulieren sich subtil im Raum und behaupten deutlich ihre Andersartigkeit. Besonders bei der hyperrealistischen Darstellung von glänzenden Oberflächen stellt Halmer sein technisches Können unter Beweis. Und überzeugt trotzdem nicht. Sein Fluss der Dinge ist zu steril und intelligent; zu gewollt, um richtig zu berühren. So bleibt man bewundernd aber unbeteiligt vor diesen Gemälden.

Ria Patricia Röder

Das fotografische Medium ist durch Ria Patricia Röder vertreten. Die jüngste Künstlerin der Clique macht einen extremen Verbrauch von Blitzlichtern, die sie bei der Aufnahme von nächtlichen Szenen einsetzt. Dies ergibt ein haloartiges, kaltes und sehr scharfes Licht, das sich auf wenige Objekte konzentriert und einen Großteil der Landschaft im Dunkeln lässt. Ein interessanter Zugang zu dieser besonderen Technik, der jedoch noch in der Phase der Entwicklung erscheint: Die Notwendigkeit (und dadurch: die Qualität) der Motive, worauf Röder zurück greift, war nicht gegeben.

Andreas Breunig

Andreas Breunig, schließlich, hat drei Skulpturen hingestellt und damit ein bisschen Humor in eine ansonsten sehr ernsthafte und ein wenig zu formelle Angelegenheit gebracht. „Androni Super Pro“, sein bäuerliches Hommage an Marcel Duchamp, ist zugleich eine Vorbeugung vor Georg Herold. Das Rad nimmt den Geist der Modernität auf die Schüppe und lässt die Postmoderne noch einmal drehen. Und auch die „Androni Hyper Pro“, die ich als einen Arschabdruck interpretiert habe und den Besucher am Eingang des Raumes begrüßt, schafft es wunderbar, die Atmosphäre einer Ausstellung zu lockern, die, gerade wegen ihrer professionellen und bemühten Betreuung, einen Gesamteindruck von Steifheit hinterließ.

RUNDGANG DER KUNSTAKADEMIE 2011

Virtueller Rundgang durch den Rundgang der Kunstakademie Düsseldorf.

No Comment.

Und wie es so schön heißt: Click to enlarge.

P.S.: Die folgende Auswahl ist keineswegs repräsentativ eines persönlichen Geschmacks, sondern lediglich ein unsystematischer und launischer Versuch, die Eindrücke eines jeden Besuchers fest zu halten. Manchmal muss dieser Besucher aufs Klo und verpasst die eine oder andere Klasse; manchmal ist er in einem Gespräch verwickelt und vergisst, ein Bild zu machen; manchmal hat er einfach kein Bock, die Kamera aus der Tasche zu holen. Dies erklärt die mysteriösen Lücken der Darstellung.

Klasse Tony Cragg

• Klasse Katharina Fritsch


Klasse Durs Grünbein

 

eine Klasse für sich

Klasse Siegfried Anzinger

Klasse Katharina Grosse

 

Klasse Eberhardt Havekost

Klasse Christopher Williams

 

Ess-Klasse (oh no!)

 

Klasse Hubert Kiecol

Klasse Richard Deacon

Klasse Thomas Grünfeld

•  Klasse Aussicht

Klasse Didier Vermeiren

 

Klasse Martin Gostner



Klasse Georg Herold



Klasse Lieber Gott

Klasse Andreas Schulze


Klasse Peter Doig

Arkadengang


Klasse Herbert Brandl

Klasse Andreas Gursky

Klasse Marcel Odenbach


Zuordnung verpennt, aber schöne Dinger




GIULIA BOWINKEL und FRIEDEMANN BANZ in der VASELINE

Nein, die Ankündigung der neuesten Ausstellung der zwei Open-Gründer nimmt nicht Bezug auf einen Porn-Klassiker der 1970er-Jahre. Auch wenn es so schön passt.

Für alle, die ihre Möbel und Einrichtungsgegenstände bei IKEA kaufen und „Vaseline“ mit einem Gleitmittel assoziieren würden: Vaseline ist ein Laden für Retro-Artikel und Vintage-Deko-Zeug in der Altstadt. Eine Art Ali-Baba-Höhle für werdende Bourgeois Bohemiens und eingesessene Crazy People. Der Inhaber Rolf Buck hat in der Vergangenheit einen Raum seines Garage-Ladens für Künstler zur Verfügung gestellt. Und nach einer Weile die dort unregelmäßig stattfindende Ausstellungsreihe eingestellt. Und dann wieder reaktiviert. Und dann wieder eingestellt. Und nun dürfen Bowinkel und Banz, um die es, seit ihrer fantastischen Oktober-Bar, ruhiger wurde, den kellerartigen Nebenraum bespielen.

Eine kleine, konzentrierte Ausstellung mit wenigen Werken.  Giulia Bowinkel und Friedemann Banz greifen auf ihre typische Collage-Technik zurück und erleichtern diese aber substanziell, indem sie sich weitgehends auf zweidimensionale Kompositionen beschränken – alles anderes wäre in diesem Raum unsinnig – und insgesamt weniger müllig und chaotisch werden.

Die zwei ehemaligen Oehlen-Schüler lassen zwar noch Wörter, Motive, Typos, Formen, Syntaxen, Farben und letztendlich Sinnzusammenhänge zusammen purzeln, es wirkt hier jedoch nicht so opulent und auswuchernd wie in den früheren Arbeiten. Zeichen der Reife?  Reaktion auf die Raumbedingungen? Wunsch des Gastgebers? Wer weiß es?

Zwei Bilder sind sogar eingerahmt und ich vermute: ES IST KEINE IRONIE. Oho.

Ein Fazit? Eine Ausstellung, knapp und spritzig wie ein Quickie.

Die Ausstellung ist vom 7.2. bis zum 28.2. zu sehen.

Vaseline

Wallstr. 35

Die SAO PAULO BIENNALE im MAP

Geschickter Coup: Philipp Rühr und Henning Fehr, beide noch Studierende der Kunstakademie, suchen und finden die Nähe zur älteren Generation Düsseldorfer Künstler und positionieren sich als die legitimierten Vermittler der (sehr) jungen Szene.

Das bisher geltende Kettenprinzip (ein Gastkünstler lädt für die nächste Ausstellung einen Künstler ein, usw.) der Präsentationen im Markus Ambach Projekte (MAP) scheint vorerst abgeschlossen: Angetan von einer Ausstellung im Capital Gold, lud Ambach höchstpersönlich Philipp Rühr und Henning Fehr dazu ein, die drei Räume am Bilker Bahnhof zu bespielen. Damit wäre es mit dem ortsbezogenen Charakter der Kunst und der internationalen Ausrichtung der gezeigten Künstler vorbei. Die erste sichtbare Auswirkung dieser Veränderung war der Andrang und die Verjüngung des Publikums während der Eröffnung am 29. Januar. Ein charakteristischer Zug dieser Szene: Düsseldorf stellt sich aus, also geht Düsseldorf aus.

Jonas Gerhard: RGB Jongleur
Jonas Gerhard: RGB Jongleur

In den drei MAP-Blöcken wurden sehr abwechslungsreiche Positionen zusammen getragen, Konzeptkünstler und Malerfürste, Hoffnungsträger und alten Eisen, Museumsgrößen und Akademiestudis. Eine erfrischende Mischung, die jedoch insgesamt ein wenig ziellos wirkt. Die Hängung ist zwar zum großen Teil nachvollziehbar, ab und an aber fragwürdig. So sieht man schon – trotz aller Qualitätsunterschiede der Arbeiten – was Tobias Hantmann und Jonas Gerhard, die im ersten Raum präsentiert sind, verbindet: einerseits die Dekonstruktion und Rekonstruktion des spektakulären Bildes, und anderseits ein Interesse für Wahrnehmungsphänomene. Da, wo Hantmann allerdings eine zugleich faszinierende wie verstörende Sehmaschine baut,  die ein dreidimensionales Bild aus zwei zweidimensionalen Bildern schafft und dieses dank einer Spiegelvorrichtung in den Raum projiziert (Bild), treibt Gerhard die Demonstration ein wenig zu weit und gerät unwillkürlich in den Bereich der pädagogischen Veranschaulichung. Seine Apparatur, wenn schon technisch einwandfrei und perfekt reguliert, führt nicht neues vor und erinnert eher an die selbstreflexiven Spielereien mancher Vorreiter der Videokunst (Bild). Um auf die Hängung zurück zu kehren: Die unmittelbare Nähe dieser zwei jungen Künstler zu Ian Wallace, mit einer sehr schönen konzeptuellen und dekonstruktivistischen Arbeit aus 1969, ist noch einigermaßen vertretbar. Was aber Markus Lüpertz mit seiner „Landschaft“ dazwischen verloren hat, bleibt ein Rätsel. Es wäre denn, es ist Humor.

Tobias Hantmann: Der erste Hirte
Tobias Hantmann: Der erste Hirte

Im nächstes Block wurde Bier und Suppe verteilt und der Raum war so belagert, dass die Arbeiten der Gastkünstler Philipp Rühr und Henning Fehr völlig untergingen.

Luft bekam man erst ein paar Meter weiter, im schlauchartigen Gang, der von Felix Schramm und Sutter bespielt (Bild) war. Die Kooperation ergab drei Arbeiten, alle sehr unterschiedlich und betont eklektizistisch. Ich habe sie als ironische Kommentare zur skulpturalen Praxis (oder zu einigen ihrer Möglichkeiten) aufgefasst, zwischen minimalen Materialfetischen, interaktiven, raumbezogenen Basteleien und dekorativem Kitsch. Besonders die Keramikstudien erinnern zwangsläufig an einer Serie, die Thomas Schütte Anfang der 1990er Jahren produziert hatte – und dieser Künstler könnte letztendlich als Pate für alle drei Werke stehen.

Sutter / Schramm
Sutter / Schramm

Und, welch eine Überraschung: Im dritten und letzten MAP-Raum trifft man auf einem Modell von Thomas Schütte, teilweise 1987 entstanden und 2011 erweitert (Bild). Den Raum dominierend, wirkt es wie ein Sequel – oder ein Ausläufer – der Retrospektiven in Bonn und Madrid.

Ein wenig weiter ist Bettina Marx mit einer erlesenen Auswahl von kleinen Bildern vertreten (Bild). Vage Stillleben oder angedeutete Interieurs, in denen die Farbe in all ihren denkbaren physischen Zuständen durchdekliniert und die heterogensten Gesten auf engstem Raum erprobt werden. Dabei behält Marx die Balance zwischen einer genauen, grafischen Pinselführung und einen sehr freien, organischen Duktus. Die Raffinesse und Virtuosität dieser Malerei erstaunt; der Einfallsreichtum, der nie bemüht wirkt und von einer gewissen Großzügigkeit bezeugt, hat einige Betrachter an diesem Abend länger beschäftigt. Nach dieser sinnlichen Opulenz, muss ich gestehen, dass ich es mir mit der trockenen-analytischen Konzeptarbeit von Dominic Osterried schwer getan habe. Damit bin ich nur ungerecht, denn seine Hefte hätten meine Aufmerksamkeit durchaus verdient. Für das nächste Mal…

Bettina Marx
Bettina Marx

Alles in allem eine gelungene Ausstellung, auch wenn sie einige Fragen auswirft. Die dringendste unter ihnen betrifft die einzigartige und keineswegs formal begründete Mischung aus jungen, unbekannten und älteren, renommierten Künstlern. Sind hier ein Markus Lüpertz, eine Candida Höfer oder ein Günther Förg, die mit alten, kleinen und zweitrangigen Arbeiten vertreten sind, wirklich notwendig? Muss man auf einer Edition von Rodney Graham zurückgreifen, um eine weitere internationale Referenz aufweisen zu können? Was war der Sinn der punktuellen Einfügungen von großen Namen in dem nicht-etablierten, kunstbetriebskritischen MAP-Rahmen? Auf die Gefahr hin, als Verschwörungstheoretiker der hiesigen Kunstszene abgestempelt zu werden, vermute ich hinter der Sao Paolo Biennale eine kluge Strategie der Positionierung.

Denn Fehr und Rühr sind nicht nur eine interessante und durchaus ansehnliche  – wenn auch aus kuratorischer Sicht fragwürdige – Ausstellung gelungen. Sie haben zudem – und vielleicht in erster Linie – die größte PR-Maßnahme ihrer jungen Karriere geschaffen. Unter der Schirmherrschaft des durchaus respektierten, erfolgreichen und bestens vernetzten Markus Ambach, bringen sich die zwei Studenten ins Gespräch, erwirken durch die Präsenz älterer Kanonen (sowohl Schütte als auch Höfer wurden übrigens an diesem Abend leibhaftig gesichtet) eine gewisse Legitimität und (fast institutionelle) Anerkennung für ihrer Arbeit und entpuppen sich als die Sprachröhre der aktuellen Kunstakademie-Generation. Geschickt. Und die Menschenmenge, die sich am vergangen Samstag auf dem MAP-Gelände drängte und normalerweise nicht in dieser Ausmaß zu sehen ist, hat bewiesen, dass Rühr und Fehr ihr Ziel erreicht haben. Von den zweien wird man noch hören…

Manche Maler waren an diesem Abend vom Bleirahmen des Lüpertzbildes regelrecht begeistert.
Manche Maler waren an diesem Abend vom Bleirahmen des Lüpertzbildes regelrecht begeistert.

MAP Markus Ambach Projekte
Bachstr. 139-143
40217 Duesseldorf
Tel. (0049) 0211-15927623

Performance von NESHA NIKOLIC feat. Chineselightbulb im FOYER

Die Subjunktiv-Veranstaltung des Monats: Es hätte spannend werden können, wenn die Performance stattgefunden hätte.

Erlebnisprotokoll, Freitag 28.1.2011:

21.37 Uhr

Ich betrete das Foyer vom Foyer. Stelle die erneute Veränderung des Lichtkonzepts fest und freue mich darüber. Grüne Laserpunkte wandern auf weißen Luftballons, begleiten mich bis zum hinteren Raum. Das Beton-Ungetüm von Thomas Woll und Mark Pepper liegt immer noch da, wie eine sympathische, schlaffende Bestie. Gehe direkt zur Bar.

21.42 Uhr

Fritschi steht schon hinter dem Pult. Ich trinke und starre begeistert auf den grünen Laser-Sternenhimmel über der Tanzfläche. Es ist schön, wie ein Urlaubstag in der Maschine. Versuche, wieder sachlich zu werden.

21.58 Uhr

Nicht viel los um diese Uhrzeit. Ein paar Schatten bewegen sich langsam oder sitzen da. Warten auf die Performance. Ich habe gehört, Nesha Nikolic sei ein heftiger Kerl, er gäbe alles, pass auf. Ziemlich radikal, ziemlich bekloppt. Ich gehe zurück zum Foyer vom Foyer. Na schau: Da ist ja schon ein bisschen Hard Trash vom besagten Künstler. Ich denke, es könnte gleich weh tun.

22.09 Uhr

Trinke und unterhalte mich.

22.14 Uhr

Johannes Döring, der wie immer den künstlerischen Teil des Abends geplant hat, lässt sich blicken.

22.21 Uhr

Nesha Nikolic steht mit einem Saxophon in einer dunklen Ecke. Pustet einige, durchaus melodiöse Akkorde aus. Ein weiblicher Schatten aktiviert sich an einem Bass und einem Synthesizer. Elektronischer Hintergrund, ruhig, bedächtig. Die zwei nehmen sich Zeit, bauen langsam auf, steigern sich unmerklich. Muss an Bowie denken, Berlinphase. Tut doch nicht weh. Quatsche ein wenig mit Flo.

22.25 Uhr

„Schnauze halten! Schnauze halten!“, befehlt der Künstler im Mikro. Bin wohl zu laut geworden. An der Bar unterhalten sich auch ein Dutzend anderen Menschen, aber sie sind so weit, man hört sie nicht. Ich halte die Schnauze; ich habe eh nichts mehr zu sagen.

22.27 Uhr

„Aus technischen Gründen muss abgebrochen werden“, sagt plötzlich Nikolic. Stellt sein Saxo hin und geht. Der weibliche Schatten steht da verdutzt, ruft nach. Spielt noch ein bisschen, in der Hoffnung, er kommt wieder. Aber der Typ ist weg, und das ist nicht Teil der Performance. Ich halte die Szene fest, ein Bild für die Ewigkeit.

Foyer
Worringer Platz 4
40210 Düsseldorf

info@foyer-duesseldorf.de