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3-DAY STAND IM ATELIERHAUS WALZWERKSTRAßE

Eine Ausstellung, die den widrigen Umständen ihrer Entstehung deutlich erkennen lässt und trotzdem sympathisch daher kommt: Die Initiative von Jan Holthoff und Ethan Pettit ist zwar unbedingt begrüßenswert, das kuratorische Ergebnis des Düsseldorf-Brooklyn-Austausches lässt jedoch zu wünschen übrig.


 

Die Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert. Das unkuratierte Sammelsurium auf der Walzwerkstraße als Hölle zu bezeichnen wäre zwar maßlos überzogen, das Projekt erinnert jedoch daran, dass alle guten Ausstellungsideen nicht unbedingt in einer guten Ausstellung münden. Aber nun die Geschichte von Anfang an: Vor nur einem halben Jahr kamen Jan Holthoff und Ethan Pettit auf die Idee, eine engere Verknüpfung zwischen New Yorker und Düsseldorfer Künstler zu etablieren. Ersterer Anstifter ist ein ehemaliger Brandl-Schüler, der Zweite ein New Yorker  Maler und Grafiker, mit Hauptwohnwitz im Kiez von Bushwick (ein Stadtteil von Brooklyn).

Ohne allzu tiefe konzeptuelle Ansprüche und bar jedes ausgefeilten theoretischen Ansatzes, entschieden sich die zwei Männer einen sehr kurzfristigen transatlantischen Austausch zu initiieren und Werke von befreundeten Künstlern zwischen den Kontinenten zirkulieren zu lassen. Die Mittel waren knapp, eine institutionelle Förderung nicht vorhanden (bis auf die freundliche Unterstützung von Gil Bronner, der den Raum der Philara Sammlung zur Verfügung stellte); an einen klassischen Kunsttransport war nicht zu denken. Pettit packte bei seiner letzten Düsseldorf-Überfahrt so viele Werke wie nur möglich in seinen Koffer (was ihn dazu zwang, ausschließlich relativ kleine grafische Arbeiten auszuwählen), Holthoff trommelte seinerseits ein paar Künstlerkollegen in der Landeshauptstadt zusammen und – fertig war die Ausstellung.

Jan Holthoff

Unter diesen Umständen versteht man besser, wie es zu einer solch heterogenen und willkürlich wirkenden Ausstellung kommen konnte. Mit Hilfe von Konstantin Lange, haben sich Holthoff und Pettit zwar bemüht, formale oder thematische Bezüge zu schaffen, aber überzeugend ist das Ergebnis trotzdem nicht – zu gebrochen und inkongruent ist der Gesamteindruck und zu schwankend die Qualität der einzelnen Arbeiten. Den Machern ist übrigens die Schwäche der Präsentation bewusst. Ihnen ging es allerdings nicht um die Realisierung einer (nach institutionellen Maßstäben) klassischen Ausstellung, sondern um die prinzipielle Ermöglichung eines privaten deutsch-amerikanischen Transfers – wobei der Transfer sich nicht auf die Künstler, sondern auf ihre Werke bezieht. Was letztendlich zählen sollte, war dass die Arbeiten von New Yorker Künstler in Düsseldorf sichtbar werden und vice versa. Und wenn dies das Primärziel des Projektes ist, dann darf „3-Day Stand“ als Erfolg gelten.

Ethan Pettit

Jedenfalls geht der Austausch weiter: Wenige Tage nach der Eröffnung in Reisholz werden Pettit und Lange nach NY fliegen mit samt einigen grafischen Arbeiten der Düsseldorfer Künstler in ihren Koffern. Die Brooklyn-Ausstellung findet dann im Atelier von Pettit statt und wird vorwiegend aus größeren amerikanischen und kleineren deutschen Werken bestehen. Konstantin Lange hat sich mit einer Performance gemeldet und das dortige Publikum wird (möglicherweise zum ersten Mal) in Kontakt mit einigen Vertretern der Düsseldorfer Szene treten. Das ist auch eine positive Folge dieser Initiative.

Johanna Rzepka
Vincent Bambini


Als ich ihn fragte, was die Brooklyn-Bushwick-Szene ausmacht und wie die Düsseldorfer im Vergleich dazu steht, antwortete Ethan, dass der Grad an Gestaltungsfreiheit in NY höher sei. Spontane Kunstevents, die den Leerstand nutzen und ein riesiges Publikum in verlassenen Hallen anziehen werden nicht vom Ordnungsamt gefährdet. Die Regulierung des öffentlichen Raums ist dort nicht so streng wie hier, was einem andere Möglichkeiten eröffnet und eine ganz andere Energie frei setzt. Pettit behauptete weiterhin, dass die Amerikaner „funkyer“ seien, dass die Genre – zumindest in Brooklyn – sich stärker durchmischten und die Distinktion zwischen Hoch- und populärer Kultur weniger ausgeprägt sei als in Düsseldorf, wo der Einfluss einer Kunstakademie deutlicher zu spüren ist. Diese Bemerkungen, so richtig sie sein mögen, fanden keine Bestätigung in der Ausstellung, die eher eine Art „International Style“ aufwies.

Fazit: Das Wichtige an diesem kurzlebigen Projekt ist nicht das Produkt selbst – die Ausstellung – sondern die Tatsache, dass, auf eine private Initiative fußend, eine selbstorganisierte Szene – egal ob sie sich als solche versteht oder nicht – sich international vernetzt und eine Kommunikation von einem Kontinente zum nächsten etabliert. Trotz aller Bedenken zum konkreten Ergebnis dieser ersten Vernetzung erhält das Projekt von Pettit und Holthoff deshalb das Prädikat wertvoll und all unsere Wünsche für die Zukunft.

Petra Fröning