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Burchhard Garlichs und Michalis Nicolaides im Institut für Skulpturelle Peripherie

von Emmanuel Mir (Düsseldorf)

 

Was bisher geschah: Ursprünglich betrieben von Petra Albrand und Friederike Schardt, entwickelte sich das Institut für Skulpturelle Peripherie in den letzten Jahren zu einem experimentellen Labor, das die Ränder und Grenzen der traditionellen Skulptur erprobte. Mit der Ausstellungsreihe „Brizzel“ ließen die zwei Frauen zwei Künstler in dem kleinen Speicherraum aufeinanderprallen und provozierten damit die systematische Konfrontation von nicht immer kompatiblen Positionen. Diese Dynamik der Gegenüberstellung endete im letzten Jahr aufgrund einer Baby-Pause von Schardt.

Mit dem Einstieg von Eva Weiner in das Projekt ist nun der Raum reaktiviert. Zusammen mit Albrand hat sie eine neue Ausstellungsreihe konzipiert, dessen Spielregeln eine leichte Abwandlung von Brizzel darstellen. Das Prinzip der Konfrontation bleibt beibehalten; man verschärft allerdings die Bedingungen einer möglichen Kooperation zwischen Künstlern und verengt das Zeitfenster des Zusammenkommens. Nachdem ein erster Künstler seine Arbeit installiert hat, bekommt der zweite Künstler 24 Stunden um auf die vorhandene Situation zu reagieren und einzugreifen. Der erste Künstler hat keine Mitsprache und muss passiv zusehen, wie sein proposal modifiziert wird. Das Ganze heißt treffenderweise Push und könnte prinzipiell für Reibungen sorgen. Allerdings ist in der aktuellen Show von Burchhard Garlichs und Michalis Nicolaides leider wenig von dieser potenziellen Spannung zu sehen.

Garlichs, der mit Sonja Meyer das Projekt Speicher U75 animiert und als Off-Raum-Betreiber eine sichere Hand aufweist, hat nun als Künstler drei Arbeiten in dem Institut ausgebreitet. Eine erste Wandarbeit besteht aus bunten Papierbahnen, die in einfachen geometrischen Formen geschnitten und getapet wurden – eine bewusst lapidare Geste, die den prekären Charakter der Intervention unterstreicht und mit ein wenig gutem Wille als Ironisierung der dekorativen Funktion von Kunst überhaupt interpretiert werden kann. Die zweite Arbeit kreuzt die erste und überlagert sie partiell. Da läuft ein Rautenmuster aus blauem Faden durch den gesamten Raum und verbindet Fenster, Wand, Holzpfeiler und Decke – alle wichtigen Raumelemente des Institutes. Diese – da auch – sehr dekorative (wobei weder verspielte noch kitschige) Verzierung besteht aus einem halbierten Sechseck, also aus einer Form, die als Zwischending zwischen Kreis und Viereck gilt. Gerade dieser gemischte Charakter des Motivs interessiert Garlichs, berichtete Albrand.

Die dritte Arbeit besteht schließlich aus einer Ansammlung von vorgefundenen Bildern, in denen sowohl eckige als auch runde Formen vorkommen. Dieses  Material hat Garlichs eingescannt und an eine Wand projiziert. In diesen Skizzenbuch-artigen Mini-Atlas greift Nicolaides ein: wie ein Trojaner fügt er seine eigenen Motive in die Reihe des Kollegen und mischt sich in dessen Ordnung ein. Aber weil Garlichs Reihe ohnehin nicht besonders stringent wirkt, lassen sich die zwei distinkten Arbeiten nicht auseinander halten. Wird von einem Trojaner erwartet, dass er sich an die fremde Umgebung anpasst? Soll der Virus mit dem Wirt verschmelzen?

Trotz der offensichtlichen Bemühung, eine ortsspezifische Arbeit zu realisieren, auf die Konfiguration des Raumes einzugehen und den spröden Arbeitsspeicher mit fremden, ornamentalen Elementen anzureichern, bleibt diese für mich erste Ausgabe von Push (die eigentlich die zweite der Reihe ist) enttäuschend. Das Format setzt eine Konfrontationsbereitschaft voraus, die von den Künstlern nicht eingelöst wurde. Nicolaides, dessen Arbeit mir bisher schon besser gefallen hat,  erwies sich diesmal als nicht bissig genug. Und Garlichs Interventionen hätten, in dem freien und unbeschwerten Rahmen des Instituts, ein wenig markierter und unkonventioneller werden können. Aber vielleicht wird die nächste Künstlerlosung mehr Spannung schaffen – wir bleiben dran.

Institut für Skulpturelle Peripherie
Gladbacher Strasse 56 (im Hof)
40219 Düsseldorf
Die Eröffnungen sind jeweils um 19.00 Uhr und die Arbeiten können an dem Eröffnungswochenende (Samstag und Sonntag) zwischen 11.00 und 16.00 Uhr noch angeschaut werden.Die kommende Ausstellung zeigt Wanda Sebastian am 18.05.12, mit Eingriff von Burchhard Garlichs.