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Grotevent und Maderthaner in der SITTart Galerie

Gequetscht zwischen der Zentrale der Ergo-Versicherung und dem Golzheimer Friedhof, also zwischen herausragender Vertikalität und definitiver Horizontalität, zwischen Kapital und Tod, liegt das hübsche Atelierhaus des Vereins Düsseldorfer Künstlers. Der Verein ist übrigens einer der ältesten seiner Gattung in ganz Deutschland und bildete vor der Erfindung der Künstlersozialkasse so etwas wie ein Sicherheitsnetz für die lokalen Kunstschaffenden. Das Haus in bester City-Lage, unweit des Rheins, des Museum Kunstpalast und des Hofgartens, wurde bereits mehrfach von Immobilienplänen bedroht, die gerne ein wenig mehr Stahl und Glas im Düsseldorfer Stadtbild gesehen hätten. Es konnte sich bisher immer knapp retten und nun scheint sein Erhalt für eine Weile gesichert zu sein.

In der Hochparterre des Hauses befindet sich ein kleiner Schauraum, der in den letzten Dekaden ein wenig eingeschlafen war aber nun von der neuen Vereinsleitung reaktiviert wird. Eine Entscheidung des Kommitees sieht einen dezidierten Verjüngungskurs des Ausstellungsprogramms vor und, obwohl ein Großteil der Hausbewohner Künstler im besten Alter (oder bereits jenseits davon) sind, wird die SITTart Galerie aktuell von zwei Jungspornen bespielt. Matthias Grotevent und Katharina Maderthaner, zwei Schüler der Deacon-Klasse in der Kunstakademie Düsseldorf, haben die nicht gerade einfache Raumsituation gut bewältig und treten in einem harmonischen Dialog miteinander.

Grotevent hat zwei längliche Tische auf einem pistazienfarbigen Teppich aufgestellt und Tonobjekte darauf platziert. Es handelt sich um geduldig geformte Wülste in Rohrform, die an sich nicht direkt identifizierbar sind und, im breiten Spektrum Kunst-Design-Industrie-Hobby angesiedelt, allerlei Assoziationen ermöglichen. Die organische, handgemachte und autonom wirkenden Tonskulpturen kommen in Berührung mit den akkuraten und anonymen (weil perfektionistisch angelegten) Linien der Display-Tische; ein Austausch bleibt jedoch aus, die zwei Welten bleiben sich fremd und verschmelzen nur räumlich, eingebunden in die homogenen Teppichfläche. Die Installation teilt den Raum und behauptet sich mit einer Selbstverständlichkeit, die nicht eindringlich wirkt.

Während Grotevent die Gattungsgrenzen (Bodenarbeit/Raumarbeit; Plastik/Installation) auslotet, macht sich Maderthaner an die Geschmacksgrenzen (low/high; Kunst/Deko bzw. Kunst/Kitsch) heran.  Ihre Wandarbeit beweist einen schelmischen Humor und erinnert an Objekte von Richard Artschwager. Wie bei Grotevent handelt es sich um einen displayartigen Dispositiv, dessen Oberfläche von einer Pseudo-Marmor-Folie und einem feinen, grünen Teppich in Tipp-Kick-Manier überzogen ist. Anders als Artschwager, der die Nähe zur angewandten Kunst sucht, diese aber nur formel zitiert, dreht jedoch Maderthaner die erzählerische Schraube weiter und bleibt nicht auf der Ebene der Andeutung. Die Sukkulente, die sie in einer Einkerbung ihrer Arbeit eingebettet hat, erwecken Erinnerungen an muffige und auf freundlich getrimmte Behörden, und öffnen dadurch den ästhetischen Gegenstand zu einer unerwarteten narrativen Dimension. Zwei Bilder machen das Ding rund  – eine kleine aber feine Ausstellung!

 

Float like a butterfly sting like a bee
Matthias Grotevent und Katharina Maderthaner
26.9-13.10.2013
Eröffnung: 26.9.13, 19:00
Verein Düsseldorfer Künstler
Sittarder Str. 5
D-40477 Düsseldorf
Öffnungszeiten: So 14-18:00 u.n.V. (0176 666 01793 oder 0177 8703957)