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Kinosaal – Gasthof Worringer Platz

Das neueste Projektabschnitt vom Gasthof Worringer Platz verwandelt drei Fassaden des vielbefahrenen Verkehrskontenpunkts in Kinoleinwänden. Drei Künstlerinnen haben eigens für dieses schwere Milieu kurze Animationsfilme realisiert, die sich zum Teil auf die Architektur des Projektionsfläche, zum Teil auf die gesamte urbane Situation beziehen. Die Projektionsorte bilden ein signifikantes Dreieck entlang der Hauptverkehrsachsen Karlstraße, Kölner Straße und Worringer Straße.

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Frauke Berg

 

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Frauke Berg: Oblique Ecliptic

Bergs Figurationen sind häufig in vielfache Wiederholungen ähnlicher Bewegungen verwickelt. Auf der Fassade des Billard Forums verwirrt sie die nie zur Ruhe kommenden Bewegungslinien der die Kreuzung befahrenden PKWs zu einem fädigen Knäuel, das die Umlaufbahn eines fremden, rätselhaften Zeichensystems berührt. Die unhinterfragte Selbstverständlichkeit unablässiger Mobilität geht dabei keineswegs unter. Sie gerät lediglich für Momente in eine vorübergehende Finsternis und das unaufhörliche Fließen des Verkehrs entpuppt.

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Katja Davar

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Katja Davar: Semaphor

Semaphore (griechisch für ‚Zeichen-Träger’) handelt von den optischen Signal-Systemen, die den Verkehr am Worringer Platz regeln. Die Signal-Pläne aller drei Kreuzungen rund um den Platz wurden in horizontale Streifen übersetzt und zu einer flächigen Collage zusammengefügt. Die nach präzisen Plänen organisierten Farbwechsel der Verkehrsampeln verflechten sich zu einem minimalistischen Farbfeld, das in wechselnden und zufälligen Geschwindigkeiten auf die Fassade des Hauses Worringer Straße 87 projiziert wird und sie vollständig einzuschließen scheint. Eine Visualisierung der Regeln, die unseren Alltag bestimmen.

 

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Jungwoon Kim

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Jungwoon Kim: Dance with Me

Die Fassade des Hotel friends am Worringer Platz wird Projektionsfläche und liefert gleichzeitig auch das Materialfür die Animation von Jungwoon Kim. Die rechtwinkligen Lineaturen der Fassade verlieren darin ihre Starre und geraten in winkende, sich windende, wehende Bewegungen. Der Worringer Platz ist ein Transitraum. Menschen hasten aneinander vorbei, ohne sich wirklich zu begegnen. Die Animation der Fassade schafft eine beinahe melancholische Atmosphäre und könnte vielleicht – für einen Moment – eine gemeinsame Erfahrung stiften.

 

Werktexte: Oliver Gather und Andrea Knobloch

Bilder: Emmanuel Mir