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Wie alles wirklich funktioniert : Heute ist der 1.1.2014

Herzner Berlin————
PROLOG

Na gut.
Ich wollte am 1.1. in einem Internetcafé in Berlin sitzen.

Das hat aus vonmirnichtnäherzuerläuternwollenden Gründen streng genommen nicht geklappt.

Aber eigentlich ist doch noch der 1.1. und damit Mittwoch, wie jede Woche.

 

Und gleich zu Neujahr das erste Experiment des Jahres:
Denn normalerweise schreibe ich die Texte, schlafe wenigstens eine Nacht drüber,  und nach durchschnittlich 80 Verbesserungen bin ich dann soweit und drücke auf „Veröffentlichen“, um sie dann noch einmal zu korrigieren.
Aber scheiß drauf, heute ist alles doch anderser als normal.
Die Frage von Wolf, ganz kurz beantwortet. Und so wies rauskommt.


Herzner Hirn Frage

Wirklich herzlichen Dank für die Frage, lieber Wolf.

Wem es trotzdem heute doch noch zu kompliziert ist, scrolled runter bis Herzner das wichtige

 

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HAUPTTEIL

 

Liebe Leser,

Mein Hirn. Wie komme ich dazu, unter so ein .. was isn das? ..  Schaubild „Mein Hirn“ zu schreiben?
So geschehen im Wahrheitstext der letzten Woche. Was dann wiederrum die Frage von heute provoziert hat.
Womit ich das erste mal auf einen Text quasi ein Folgetext folgen lasse. Das wird in dieser Form vermutlich nicht nochmal vorkommen. Aber heute ist (obwohl der 2.1.) gefühlt Neujahr (1.1.), denn der Tag gestern (1.1.) ist in der vorletzten Nacht (31.12.13/01.01.14) untergegangen. So wie die letzte Nacht (1.1./2.1.) auch. Und deswegen ist es doch auch irgendwie schön, wenn es eine gedachte Verbindungsbrücke gibt (Bezug von erstem Text des neuen Jahres zu letztem Text letzten Jahres), die über eine Art Zeitloch führt – zum produktiven Rest des 1.1.14.

„Ist das hier die wahrhaftige Wirklichkeit oder der Versuch, deinen Denkapparat zu erläutern?“
Ich verstehe die Frage nicht.
Was gibts denn noch anderes als das eigene Hirn außer der Wirklichkeit?
Niemals kann man der Wirklichkeit näher kommen. Mein Hirn ist meine Wahrheit. Und Euer Hirn ist Eure Wahrheit.
Es kommt doch niemand aus seinem Hirn heraus.
Ohne Hirn ist Tod.

Ja mann. Es wird aberhallo methaphysisch – haltet Euch fest!
Ich war irgendwann vor ganz langer Zeit in einem Was-ist-Was-Buch ja so dermaßen davon beeindruckt, dass man einer Libelle angeblich ihr eigenes Hinterteil in den Mund stecken kann und sie dann anfängt, sich selbst zu fressen. Ich habe schon damals in diesen Büchern immer mal wieder gedacht (denn dafür bin ich ja auf die Welt gekommen), dass das aber an ein oder zwei Stellen nicht ganz richtig ist, was da steht. Ich hielt Was-ist-was-Bücher für etwas populärwissenschaftlich, ohne das Wort zu kennen.
Bei besagtem Libellenbild hält eine rechte Menschenhand die Libelle an ihren nach hinten gezogenen vier Flügeln in die Luft und eine andere linke Hand führt ihr das eigene Hinterteil an den Fressapparat. Die Libelle hält das Ende ihres eigenen mehrgliedrigen Stangenhinterteils mit ihren eigenen Pfötchen fest und kaut an der Spitze. Darunter steht sowas wie: Libellen sind so gefräßig, dass sie sich sogar anfangen selber auf zu fressen.
Echt. So war dieses Bild, nach Was-ist-was-manier gezeichnet und mit Buntstift oder Aquarell coloriert. (Damals gab es in Was-ist-was Büchern keine Fotos – weiß nicht, ob das heute auch noch so ist und auch nicht, und ob sie deswegen wahrer sind als die Zeichnungen. Ich glaube nicht.)
Ich habe das damals nicht geglaubt. Und deswegen erstmal im Kopf abgespeichert. Kann sein, dass es doch funktioniert oder nicht.
Aber da ich mir später damit die Wahrheit erklären konnte, fand ich es auch irgendwann völlig überflüssig, heraus zu finden, ob es so ist oder nicht.

Denn die entscheidende Sache an diesem Gedankengang ist: Wenn die Libelle sich selber wirklich fräße, ganz auf fräße, was bliebe dann übrig?

Laut Wolf wäre das zum Bespiel der Zufall jenseits der wissenschaftlichen Methoden. Der Rest hinter der Kleingeistigkeit. Das Ende unserer selbst, unserer Hirne, unserer Weisheit, unseres Fassungsvermögens. Manche Menschen nennen das dann Gott, Informationswolken, das Grauen oder das „Hä?“.
Ich nenne es den unbekannten Rest, der bei allem bleibt, was sich versucht selber zu erklären: Wenn man nicht raus kann (denn draußen ist der Tod) steht man sich irgendwo immer selber im Weg.
(So auch, wenn man versucht, in einem Raum ohne Türen und Ausgang den vollständigen Boden weiß zu lackieren – fehlerfrei, komplett und mit Lack auf Kunstharzbasis, der mindestens 24 Stunden braucht, um auszuhärten. Da steht man irgendwann in einer Ecke, mit der Rolle in der Hand, die Dose neben sich und fragt sich: Und jetzt?)

Ich denke halt erstmal, alles ist Zufall. Und zum Beispiel die Wissenschaft oder auch eine Religion versucht, zufällig entstandene Regelmäßigkeiten zu finden, festzuhalten und zu ordnen. Sie versuchen (im Rahmen der in der letzten Woche erläuterten Einschränkungen bei der Wahrheitsfindung), das zufällig entstandene zu ordnen – teilweise sehr erfolgreich und wirklich hilfreich für den Menschen. Klar – der hätte sonst überhaupt keine Ahnung und den Boden noch gar nicht angefangen zu lackieren oder würde noch fröhlich naiv schwebend in der Luft stehen und sich nur hin und wieder mal auf einem Schilfhalm niederlassen (So ungefähr: Scheißegal, Mann! Es ist wie es ist. Schluss.)

Herzner Neujahr

 

Herzner das wichtige

Man könnte natürlich zu Recht dann vom wissenschaftlichen Hirn aus sagen: Wir haben die Ordnung gefunden und der Rest ist noch ungeordneter Zufall. Könnte man sagen – so wie Wolf. Ich würde sagen, das zufällig Entstandene (kurz: der Zufall) ist eben teilweise übersichtlich geordnetes zufällig Entstandenes (kurz gesagt: Zufall) und teilweise noch chaotisch geordnetes zufällig Entstandenes (kurz gesagt: auch Zufall.)

 

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EPILOG
Lieber Wolf,

wenn man nicht sagte, alles sei Zufall, dann wäre also alles geplant von etwas.
Und dieses etwas könnte nur genau da sitzen, wo die Wissenschaft aufhört.
[Denn die Wissenschaft erschafft ja nicht, sie kann nur ordnen und finden und vielleicht daraus was geordnetes basteln.]
Und wenn Du sagt, das, wo die Wissenschaft aufhörte, sei zum Beispiel der Zufall, dann hätte der Zufall den Plan gemacht.

Frohes Neues Jahr,

Herzlichst, Katrin Herzner