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Manuel Franke und Leni Hoffmann im Parkhaus Malkasten

Dass Karl-Heinz Rummeny in seiner Funktion als Verantwortlicher des Projektes Parkhaus Malkasten überglücklich ist, versteht man allzu gut. Denn er hat bei seiner Einladung von Leni Hoffmann und Manuel Franke erneut eine glückliche Hand erwiesen und sich selbst beschenkt. Das Künstlerpaar, das zwei distinkte Arbeiten zeigt, bespielt den kleinen Raum im Park und animiert, zugleich durch Verfremdung und plastische Hervorhebung, dessen Volumen und Oberflächen.

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Eines der von Leni Hoffmann bevorzugten Materialien der letzten Jahre – Knete – überdeckt einen Großteil der Außenwand und ein Fenster des Parkhauses. Wenn sie nicht so akkurat aufgetragen wäre und klare geometrische Schnitte auf der Fassade des ansonsten etwas verwunschenen Gebäudes bilden würde, könnte man diese zweite Haut als einen außerirdischen Befall identifizieren. Die quietschgrüne und violette Masse, die sich zugleich an architektonische Bestandteile des Parkhauses anschmiegt und sie hinter einer vereinheitlichenden Oberfläche verschwinden lässt, schafft eine Art Bild im Bild, indem es, wie für eine Collage im Raum, einen fremden Körper zum vorhandenen Raumgefüge hinzufügt und die real-konkrete Ebene der Fassade in ein pop-konstruktivistisches Bild verwandelt.

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Die Knete ist zusätzlich homogen verarbeitet und in unzählige, kleine Fingerabdrücke an der Oberfläche strukturiert worden. Jede Geste der Künstlerin ist fixiert, jede Handbewegung durch die Druckstelle des Daumens sichtbar. Hoffmann als Muse des raumbezogenen minimalistischen Rokoko (Leser, ich bin promoviert und darf mit dieser Art abenteuerlichem Nominalismus kommen). Die Fassade bekommt regelrecht eine neue Haut, eine sowohl malerische als auch grafische Erhöhung, visuell nah an der Schmerzgrenze, dekorativ und drüber zugleich, mit artifiziellem Eklat und einer trotzdem klaren Farbanlehnung an den Park, der zu dieser Jahreszeit in lila und violett blüht.

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Die Knetfläche setzt sich im Inneren des Parkhauses fort, da allerdings nur noch auf dem Boden. Jetzt darf der Besucher Spuren hinterlassen und modellieren. Das Begehen des Raums erinnert an das Tummeln auf einer Tanzfläche nach durchzechter Nacht, wenn Bier, Wein und andere Flüssigkeiten unter den Schuhen kleben. Die Bodenhaftung ist leicht verändert, die Erdanziehung füllt sich neu an. Der Bezug vom Körper zum Raum erfährt durch diesen verspielten Angriff eine minimale Verschiebung. Ob die Farbwirkung des Bodens zu einem Schwebegefühl führt ist allerdings nicht mehr zu eruieren, denn der Raum ist in seiner ganzen Breite von der massiven Installation von Manuel Franke okkupiert. Holzbalken in schräger Lage und in Zimmermann-Art sind an einer Wand befestigt worden und dringen bis zum Außenraum durch, finden die Flucht durch die Fenster und werden von Metallleisten abgeschlossen.

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Frankes Eingriff ist bei weitem nicht so verspielt wie Hoffmanns, schafft aber eine strengere, ich möchte fast sagen „männliche“ Note in der Transformation der Raumwahrnehmung. Mit den einfachen hölzernen Strukturelementen, denen er sich bedient, konstruiert er neue Volumen und macht die gesamte Breite des Parkhauses auf sehr materielle Weise sichtbar. Die Luft riecht nach Holz und ist voller Winkel. Die Tatsache, dass man sich bücken muss, um voranzuschreiten und immer wieder Gefahr läuft, gegen die Balken zu laufen, betont die neu erlangte physische Präsenz des Raums. Wie für alle ungewöhnliche Raumgefüge, die nicht auf Funktionalität und Klarheit ausgerichtet sind, wird das körperliche Selbstverständnis des Besuchers teilweise außer Kraft gesetzt und muss sich neu definieren. Zudem schafft die Installation eine Verbindung zur Natur und öffnet den immateriellen geschlossenen Raum zum unendlichen Außenraum.

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Manuel Franke, Leni Hoffmann
Double Whammy
Parkhaus im Malkastenpark
12.4-1.5.2014
geöffnet Mit. 18-1 Uhr und So. 14-18 Uhr
nach Vereinbarung: 0173 86 76 486