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Inventur im Kunstraum Unten in Bochum

von Florian Kuhlmann (Düsseldorf)

 

Im April haben wir den ersten Blick nach Bochum gewagt. Anlass war der Besuch im Projektraum Rottstr. 5 und ein Gespräch mit dem dortigen Kurator Georg Mallitz. Bei der nachfolgenden Recherche im Netz war uns dann auch schon mal der Kunstraum Unten aufgefallen – der erste Kontakt kam, wenn mich die Erinnerung nicht täuscht, wie mittlerweile so oft über Facebook zu stande.

Vergangenen Freitag (01.06.) Abend waren dort die beiden Düsseldorfer Künstler Daniel Dwyer und Matthias Danberg zu Gast. Matthias Danberg, geboren 1981 in Bochum, begann 2002 das Studium der Kunst und Philosophie an der Universität Dortmund und wechselte 2003 an die Kunstakademie Münster wo er dann 2007 Meisterschüler bei Michael von Ofen wurde.
Der etwas jüngere Daniel Dwyer wurde 1984 in Essen geboren. Ab 2005 studierte er „Freie Kunst“ an der Kunstakademie Münster und wurde 2010 Meisterschüler bei Klaus Merkel. Seit 2011 studiert er an der Kunstakademie Düsseldorf bei Marcel Odenbach.

Unter dem Titel „Inventur“ zeigen die beiden aktuelle Arbeiten, in denen sie nach eigenen Aussagen „in medialer und inhaltlicher Symmetrie, aber künstlerischer Individualität, in Videos und Drucken die Gültigkeit der Mythen einer postmodernen Generation, die mit der digitalen Revolution groß geworden ist“ untersuchen. Anstatt sich dabei ausschliesslich auf die klassischen Medien der Malerei, Skulptur und Graphik zu verlassen, beziehen Dwyer und Danberg die neuen digitalen Medien als Mittel ihres künstlerischen Ausdrucks in ihre Arbeit ein.

Beide nutzen als bildgenerierende Verfahren 3D-Modeling-Software, die üblicherweise von Architekten, Ingenieuren, Designern oder Filmemachern eingesetzt wird. Mit Hilfe dieser Werkzeuge erstellen sie ihre Charakter und Lokationen virtuell am Computer und animieren sie schließlich, um dann aus einigen tausend gerenderten Einzelbildern – vergleichbar einem klassischen Zeichentrickfilm- ihre Kunstfilme entstehen zu lassen.

Die Ästhetik der schwarzweissen, computergenerierten Bilder lässt sowohl Assoziationen zu Fritz Langs Metropolis, als auch zu zeitgenössischen Produktionen wie etwa Walt Disneys Kitschproduktion Tron zu, und stellt somit eine direkte Verlinkung zwischen den bildgewaltigen Hollywoodproduktionen unserer Tage und den Anfängen der Trick-Filmgeschichte her.

Dabei gelingt es durchaus eine Bildsprache zu entwickeln, die eigenständig funktioniert und die sich von der visuellen Dominanz der Computertechnolgie zu emanzipieren weiß. Die Kombination aus Graphikeditionen und ausgewählten Videostills können Überzeugen, der Blick auf die feinen Umrißzeichungen wirkt wie der Blick hinter die Kulissen der naturgemäß antiseptischen, künstlich reinen 3D-Renderings.

Eventuell einziger Wehrmutstropfen der Ausstellung ist der Rückgriff auf das klassische Medium der Fotografie und die finale Präsentation der Bilder als gerahmte Drucke. Auf diese Weise kommt die ganze Ausstellung trotz des avancierten Ansatzes der beiden Künstler, dann doch vergleichsweise klassisch daher. Denn beim Blick auf die Präsentation wird sofort deutlich, diese Arbeit will trotz allem Experimentierens mit den neuen Medien Kunst sein, und vor allem will sie sich als solche klar zu Erkennen geben. Dabei handelt es sich im übrigen um ein durchaus legitimes Anliegen, untersuchen beide Künstler in ihren Videos und Drucken doch eben primär „die Gültigkeit der Mythen einer postmodernen Generation, die mit der digitalen Revolution groß geworden ist“ und nicht die Probleme und Chancen der Künste mit den digitalen Medien.
Dennoch verweist das Projekt als Ganzes eben auch auf das brisante und hochaktuelle Grundproblem der Vermittlung von künstlerischen Projekten, die sich mit den Möglichkeiten der digitalen Werkzeuge auseinander setzen. Denn die latent mitschwingende Frage lautet auch hier, wie sollen nun Künstler und Publikum mit den verlustfrei reproduzierbaren Artefakten des digitalen Zeitalters umgehen?

Alle Bilder Matthias Dannberg & Kunstraum Unten

Matthias Danberg, Daniel P. Dwyer
Inventur – Grafik und Videoanimationen

Ausstellungsdauer
01. Juni – 30. Juni 2012

Öffnungszeiten
Do und Fr  15:00 – 18:00 Uhr
und nach Vereinbarung

Weitere Informationen
www.kunstraum-unten.de